bio

 

 BIOGRAPHISCHES

Schwerpunkt meiner Arbeit ist seit über 20 Jahren die Auseinandersetzung mit der ostasiatischen Kalligraphie. Und zwar im Sinne des Sho Do, des sogenannten Schreibweges.
Er wird seit Jahrhunderten in japanischen Klöstern praktiziert und führt zu einer großen Konzentration und tiefen Versenkung beim Kalligraphieren. Die inhaltliche Bedeutung des jeweiligen Zeichens und seine bildliche Ausprägung führte mich oft zu überraschenden Fragen und verblüffenden Parallelen in unserer westlichen Tradition – es würde mich freuen, diese Faszination mit Ihnen teilen zu dürfen.

 

Hermann-Lickfeld- Förderpreis für Bildende Kunst 2001-2005, Hrsg. Kunstmuseum Mülheim an der Ruhr
in der Alten Post, A. Bauer u. I. Wiskemann, 2006

“Die Bilder Christine Lehmanns strahlen Ruhe aus und eine konzentrierte Kraft. Die langjährige Auseinandersetzung der Künstlerin mit chinesischer und japanischer Kalligraphie ist in ihren Arbeiten stets spürbar, auch wenn nicht immer auf den ersten Blick ein Schriftzeichen zu erkennen ist. Ihre künstlerischen Anfänge liegen in der abstrakten Malerei. Während ihrer Studienzeit fühlte sie sich der Tradition des Informell verbunden. Großflächige Formen und Strukturen aus kräftigen Pinselstrichen kombinierte sie mit einer starken Farbigkeit.

In den darauf folgenden Jahren experimentierte sie viel und lotete die verschiedenen Möglichkeiten der Abstraktion
für sich aus. Schritt für Schritt trat eine immer stärkere Reduktion ein, die Farben wurden immer monochromer bis schließlich Weiß auf ihren Leinwänden dominierte. Parallel zu dieser Entwicklung beschäftigte sie sich intensiv mit der ostasiatischen Zen-Philosophie. Neben der Meditation war es vor allen Dingen auch die Kalligaphie, die sie faszinierte. Seit 1993 hatte sie die Möglichkeit,
bei einem japanischen Lehrer–Professor Nangaku Kawamata–in Hamburg diese alte Zeichenschrift zu studieren.

Der Pfad des Schreibens gilt als religiöse Handlung und gleichzeitig als künstlerisch-äthetische  Übung, genannt Sho-Do, Schreib-Weg. Es ist ein langer Weg des unablässigen, wiederholten Übens. Dieser zielt jedoch nicht nur auf Perfektion in der Ausführung, sondern auch auf das Finden eines eigenen Ausdrucks im Zeichen selbst.

Zu Beginn jeder Arbeit steht für Christine Lehmann eine Phase intensiver Lektüre und Meditation zum gewählten Thema und dem entsprechenden Schriftzeichen, gibt doch das Zeichen einen Sinn weiter, der mit der bezeichneten Sache verbunden ist. Erst dann  wird der Pinsel in hoher Konzentration und ohne abzusetzen über das Papier geführt. Bei großen Formaten liegt das Papier am Boden und das Schreiben  wird zur Choreographie für den ganzen Körper. Nachtägliches Korrigieren gibt es nicht, so können dann 50 oder 80 Blätter entstehen, von denen nur zwei bis drei ausgewählt werden.”